17.05.2015 · Marktl am Inn · Geburtshaus Papst Benedikt XVI.
Eine bewegende "Matinee am Sonntag" erlebten rund sechzig Besucher im Geburtshaus "Papst Benedikt XVI" in Marktl mit Reiner Kunze. Seine Lesung widmete der Schrifsteller, der erst kürzlich mit dem Franz-Josef-Strauß-Preis ausgezeichnet wurde, im ersten Teil den beiden tschechischen Dichtern Ivan Blatny und Jan Zahradnicek. Er stellte die beiden Tschechen unter das Wort der Begegnung, das besondere Bedeutung erhält in der aktuellen Sonderausstellung Die Freude des Evangeliums.
Reiner Kunze führte die Gäste in die bedrückende Lebensgeschichte von zwei, bei uns meist unbekannten tschechischen Dichtern: Ivan Blatny und Jan Zahradnik. Es ist kaum zu fassen, wie Regimekritiker verfolgt und unterdrückt wurden. Mit dem Gedicht "Herbst" erinnerte Kunze an Ivan Blatny. Von Jan Zahradnicek als einem der bekanntesten Vertreter der "katholischen Moderne" in der Tschecheslowakei trug Reiner Kunze das Gedicht "Einzelhaft" vor, in dem die Hoffnung auf Heimkehr thematisiert wird.
Im zweiten Teil führte Reiner Kunze die aufmerksam lauschende Menge in kurze Gedichte aus seiner Feder. Zum Nachdenken regten seine Worte an. "Nur daß am ende uns nicht reue heimsucht über nicht geliebte liebe". Wer wollte sich solchen Gedanken verschließen? Die Lesung endete mit einer Reihe von Gedichten für Kinder, die der Matinee mit so manchem Schmunzler ausklingen ließ.
Eine Probe davon:
Die Bahnhofsspatzen
Am Bahnhof steht ein Spatzenbaum,
man sieht den Baum vor Spatzen kaum -
ihr liebster ist's auf Erden.
Dort pfeifen sie und pfeifen sie,
doch niemals eine Melodie -
sie wollen Schaffner werden.
Im Anschluss war noch eine Begegnung der Künstler, des Ausstellungsteams in der Sonderausstellung jmit Reiner Kunze möglich. Eine unvergessliche Matinee!